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Pressereise | Während Europa zum größten Teil unter großer Hitze leidet, die Temperaturen immer höher zu steigen scheinen, liegen wir im Bademantel auf einer bequemen Liege am Waldrand Jenesiens (nur acht Kilometer entfernt von Bozen) und genießen die frische Luft in 1100 Metern Höhe. Vor uns Fichten, Farne und Laubgehölze in sattem Grün. Allein die Farbe macht glücklich. Genau wie das Blau des Himmels. Manchmal schimmert es durch die Baumwipfel. Möchten wir mehr Blau, wechseln wir vom Forest Spa zur Sky Terrace im Nachbargebäude und schwimmen im mit Bergwasser gefüllten Pool direkt unter dem Himmel. Wolken ziehen vorüber, spiegeln sich im Wasser. Nicht weit entfernt die mächtigen Berge, sanfte Wiesen und immer wieder Wald. Willkommen im Südtiroler Eco Hotel Saltus der Familie Gamper Mumelter&hellip
Inzwischen haben sich die Weinranken vor Bertls Werkstattfenster wahrscheinlich rot verfärbt und der Herbst ist im Münchner Gärtnerplatzviertel eingezogen. Als ich im September Bertl Kreca traf, war das Laub noch grün, das Fenster zum Hinterhof stand offen und der Schuhmacher hörte Radio, während er mir ein Paar lederne Einlegesohlen für meine neuen Stiefel zuschnitt...
Seit meinem Besuch auf der Berliner Modemesse Selvedge Run 2016, gingen mir die Stiefeletten von Schuh-Bertl nicht aus dem Kopf. Der Bertl, wie er weit über die Tore von München hinaus genannt wird, war dort mit einem kleinen Stand vertreten und umringt von Besuchern, die seine rahmen- und zwiegenähten Schuhe und Stiefel bewunderten. Die Selvedge Run steht für Brands mit Tradition und Geschichte, für hochwertigste Materialien, anspruchsvolle Verarbeitung und zeitlose Wertigkeit.
So hält es auch Bertl Kreca, der seit den 1980ern Schuhe designt, entwickelt, zum Teil noch in Handarbeit herstellt und inzwischen mit etwa 40 Handwerkern aus aller Welt zusammen arbeitet, um qualitativ und ultimativ gutes Schuhwerk entstehen zu lassen. Das Schusterhandwerk ist Bertls Passion. Er arbeitet für sein Leben gern mit Leder und freut sich, dass seine (Schuh)Werke so gut ankommen. Seine Jagd- und Arbeitsstiefel aus Juchtenleder, Wander- und Halbschuhe, Haferlschuhe und sogar Sandalen und Sportschuhe für Herren werden heute bis nach Japan verkauft. Damenschuhe gibt's auch. Sie heißen Sissi oder Derby. Nur das Stiefel(etten)-Modell hat keinen Namen. In genau das verliebte ich mich während des Messebesuchs vor zwei Jahren. Da ich nicht als Facheinkäufer galt, konnte ich sie damals nicht erwerben und musste sie schweren Herzens wieder ins Regal zurück stellen.
Jetzt steht bei mir zu Hause ein Paar im Flur. Braune Stiefeletten aus Kalbsleder. Handgemacht und so bequem, wie ich bisher noch keinen Schuh hatte. Schuhe für's Leben, wenn man sie gut fettet und pfleglich behandelt. Ich gebe zu, solche Schuhe haben einen Preis, den man am besten ganz schnell wieder vergisst. Aber dafür sind die Schuhe etwas ganz Besonderes. Aus einem Stück Leder hergestellt. So wie die roten Schuhe, von denen der Bertl einst Pabst Benedikt XVI. zwei Paare nach Rom brachte. Als Geschenk. Kein Prada. Schuh Bertl, ja-ha!
Das Ladenatelier in der Kohlstraße ist ein Unikat. So wie der Meister und dessen Werkstatt im zweiten Hinterhof auch. Während vorne im Laden unzählige Schuhe von der Decke baumeln, in Regalen und auf Kartons stehen, reiht sich Leisten an Leisten über den Köpfen der Werkstattbesucher. In den Regalen stapeln sich Lederrollen, Werkzeuge und was sich so in den letzten Jahrzehnten ansammelte.
Am Fenster saß der Schuster auf einem Hocker und arbeitete gerade an einem Paar Schuhe, als ich mit meinem gerade frisch erworbenen Stiefeletten die Werkstatt betrat. Ich solle mir doch vom Bertl noch passende Einlegesohlen aus Leder und Filz machen lassen, empfahl die Verkäuferin im Laden und schickte mich nach hinten zum Chef. Während er das Leder zuschnitt, unterhielten wir uns über Berlin, die Messe Selvedge Run und das Schusterhandwerk. Nebenbei machte ich Fotos. Denn schee und urig woar's. Beim Bertl in München.
Schuh-Bertl, Kohlst. 3, 80469 München, Tel: +49 (0)89 29 71 62Geöffnet Di – Fr von 11.00 bis 20.00 Uhr, Sa von 11.00 bis 18.00 Uhr&hellip
Während sich das alte Riesenrad des Spreeparks langsam dreht und dabei leise metallisch seufzt, ziehen dunkle Wolken auf. Wir sind im verlassenen ehemaligen VEB Kulturpark Plänterwald. 1969 als einziger Vergnügungspark der ehemaligen DDR an der Spree eröffnet, liegt das Gelände seit vielen Jahren brach. Die Natur holt sich das 25 Hektar große umzäunte Areal zurück. Einer der »hidden places« Berlins, an dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint…
Ein paar Tage vor dem Besuch im Spreepark lerne ich Max Schippmann kennen. Er ist auf dem Sprung zurück nach Sydney, wo er bereits 9 Jahre lebte und nun für kurze Zeit zurückkehren wird. In Australien gründete er vor einigen Jahren sein Taschenlabel UNZER ESSER: Handgemachte Taschen, Seesäcke und Rucksäcke aus gebrauchten Markisenstoffen. Hunderte Markisen hätte er bereits überall dort abgeschraubt, wo gerade ein Laden oder Restaurant seine Türen schließen musste, erzählt Max. Später auch in Berlin, um Material für seine upgecycelten Taschen zu haben, die in einer Kreuzberger Manufaktur produziert werden. Die Taschen sind Max' Leidenschaft. Er tüftelt an immer neuen Designs und testet verschiedene Materialien. Längst gibt es nicht nur Modelle aus (alten) Markisenstoffen, sondern auch Taschen aus Leder. Sogar in Gold!
Das Besondere an den UNZER ESSER Taschen ist das Twoinone-Prinzip. Mit zwei Handgriffen lässt sich z.B. aus dem Seesack ein Rucksack machen. Dafür werden die Flachs-Seile anders geknotet und aus einem Lederriemen werden durch Aufknöpfen zwei... Cool. Jede Tasche ist ein Unikat, zudem wetter- und wasserfest.UNZER steht für Langlebigkeit (benannt nach den Mönchen des Hunza Valleys im Himalaja, die wohl sehr alt werden) und ESSER für Tradition. Nach Max' Urgroßvater, der seinen Familienbetrieb an den Sohn Robert Esser weitergab – Max' Opa.
UNZER ESSER ist inzwischen aus der Berliner Modeszene nicht mehr wegzudenken. Über den Online-Shop verkauft Max direkt aus der Kreuzberber Werkstatt in die Welt hinaus . Er bringt mir zu unserem Treffen auf der »Stadtalm« einen schwarzen Seesack mit. Eigentlich ein Geschenk für mich, doch die ganze Familie liebt inzwischen das UNZER ESSER-Design... Zum Dank gibt's heute diesen Beitrag für dich, Max! Wir sind extra für UNZER ESSER in den Spreepark eingestiegen, um deine Tasche angemessen in Szene zu setzen.
UNZER ESSER, Maximilian Schippmann, Berlin, Tel: +49 176 636 711 7&hellip
Oh Mann, habe ich Zirkeltraining in der Schule verabscheut. Die Lehrer bauten unendlich viele Stationen auf, um auf Matten, an Ringen, am Reck oder Barren Kraft, unsere Ausdauer und Beweglichkeit zu trainieren. Anstrengend war das und Spaß gemacht hat es mir auch nicht. Heute gehe ich regelmäßig und freiwillig zum Pilates, wo an ähnlich schrecklichen Turngeräten Übungen gemacht werden und finde es gut und wichtig. Die Namen der Sportgeräte lauten anders. Da gibt es Seile mit Karabinerhaken und Schlaufen (Slings), die von der Decke baumeln, den Reformer, der aussieht wie ein Rudergerät und Airex-Matten für die Einheiten am Boden. Ob später mal aus diesen Materialien Modeaccessoires hergestellt werden, kann ich mir nicht vorstellen…
Die Idee, aus gebrauchten Turnmatten und Turngeräte-Leder Taschen zu entwerfen und sie »Aufschwung«, »Hechtrolle«, »Flick Flack« oder einfach nur »Matte« zu nennen, hatte 2007 Bernd Dörr. Aus Mülheim an der Ruhr kommen die Hand,- Reise,- Laptop,- Einkaufstaschen und anderen Modelle des Labels »Zirkeltraining«. Der Name ist super, finde ich, die Taschen auch und vielleicht sucht Ihr ja schon nach Geschenken für sportbegeisterte Freunde oder Familienmitglieder. Bernd Dörrs »Recycling Goods« gibt's in ausgewählten Shops in ganz Europa. Schaut für mehr Infos gerne auf der Webseite von Zirkeltranig vorbei&hellip
Es gibt sie noch, die guten Dinge, die in Handarbeit in kleinen Betrieben in alter Tradition und mit dem Know-How von Generationen produziert werden. Manufakturarbeit wird wieder mehr geschätzt. Die Menschen möchten wissen, wo die Dinge, die sie kaufen, herkommen, wer sie produziert, welche Materialien verwendet werden.
Zu Besuch bei Deutschlands ältestem Lederwarenhersteller und Produzent für Reiseaccessoires »Franz Hammann« mit Sitz in Offenbach am Main. 1864 von Carl Heinrich Hammann gegründet, werden hier in der Ludwigstraße feinste Dinge aus Leder für Herren und Damen produziert: Von Portemonnaies, Taschen, Kulturbeuteln über Manikür- oder Schminketuis bis hin zu coolen Taschen für Werkzeug oder die Nobelumhüllung für den Flachmann.
Bereits die 5. Generation der Familie Hammann beliefert Läden bzw. Händler von New York bis Berlin, ist international bekannt für Qualität, Innovation und vor allem »made in Germany«. Hans-Christian Hammann und sein Vater Erich begrüßen mich kurz vor Weihnachten im Büro der Lederwarenfabrik, nehmen sich Zeit für eine Führung und erklären mir, wie aus einem Stück Leder eine Kosmetiktasche wird, wer daran wo arbeitet und welche Maschinen während des Produktionsvorgangs zum Einsatz kommen. Beeindruckend ist die »Dicke Berta«, eine Maschine, die mit einer Druckkraft von 16 Tonnen (!) Formen aus den Lederstücken stanzt. Das ganze Haus bebt, wenn sie benutzt wird. Und das regelmäßig alle paar Minuten, seit Jahrzehnten. Der Senior-Chef führt »life« vor, wie aus einem recht dicken Stück Leder ein flaches, dünnes Stück wird, wie die Schärfmaschine Kanten verfeinern kann (damit sie gut umgeschlagen und einfacher gesteppt werden können). Am Ende des Rundgangs betreten wir die Stepperei, wo die zuvor von den routinierten MitarbeiterInnen geschnittenen, gestanzten, zusammengefügten und geleimten Produkte fertig gestellt werden. Die beiden Stepperinnen sind in ihre Arbeit vertieft. Bunte Garnrollen, Spulen, Werkzeug überall, eine schöne Arbeitsatmosphäre herrscht hier, sowie in allen Räumen der Manufaktur. Die fertigen Lederwaren werden zum Schluss in hübsche Kartons verpackt, in hohen Regalen den jeweiligen Kommissionen zugeteilt und anschließend in die Welt hinaus geschickt. Hier könnt Ihr nachlesen, wo man die hochwertigen, handgemachten Accessoires kaufen kann. Sogar in Australien gibt es einen Händler.
Vielen Dank an Vater und Sohn Hammann für den ausführlichen Rundgang durch die Manufaktur trotz des Vor-Weihnachts-Produktions-Stresses.
F. Hammann, Fabrik feiner Lederwaren, Ludwigstr. 27, 63067 Offenbach
Beim SÜPER Store in der Dieffenbachstraße 12 in Berlin-Kreuzberg sah ich zum ersten Mal Produkte der Offenbacher Ledermanufaktur. Den letzten Besuch in meiner Geburtsstadt nahm ich zum Anlass, mal in der Ludwigstraße vorbei zu fahren..&hellip
Dieser Beitrag ist dem alten Dorf-Schuster gewidmet, der in einem oberbayerischen Ort bis heute seinem Handwerk nachgeht. Bereits sein Vater fertigte hier Leisten an, schnitt Leder zu, nähte, presste oder schliff an den selben Maschinen. Der Schuster lebt und arbeitet in einem alten Haus, die Werkstatt gleicht einer Wunderkammer von vor 100 Jahren. Dass die Zeit nicht stillstand, sieht man nur an den modernen Schuhen, die hier von den Dorfbewohnern zur Reparatur gebracht werden. Alles andere ist museumsreif. Der Schustermeister zeigt mir voller Begeisterung die verschiedenen Lederarten oder Holz- und Metallnägel, die er zum Besohlen der selbst gemachten Schuhe verwendet. Die dazu gehörigen Leisten liegen gut sortiert in den Wandregalen. Der kleinste Leisten in Größe 21, der größte in 46. In den alten Blechdosen befindet sich der Nagel-Vorrat. Der Schuster fertigt zudem noch per Hand die Schuhe für die dortigen Trachtenvereine – inklusive Leder-Stickereien. Besonders stolz ist er auf seine alten Maschinen, die alle noch per Handkurbel oder Fußpedale angetrieben werden. Aber schaut selbst hinter den geblümten Vorhang: Eine besonders schöne Handwerks-Kunst, die ich dort fotografieren durfte&hellip&hellip
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