Zu Besuch bei Designerin Frau Caze in Berlin Neukölln
Es gibt sie überall, die Kreativen. Und in Berlin sowieso. Ich freue mich, Euch heute Carolin Zeyher vorstellen zu dürfen. Wieder einmal trank ich meinen (zweiten) Morgenkaffee in einer sehr schönen und besonderen Wohnung. Ich war zu Gast bei Frau Caze. Ca wie Carolin, Ze wie Zeyher, ganz simpel. Käffchen, Interview und Fotoshooting »aus der Hüfte«, wie ich es gerne habe.
Es entstanden wunderbare Bilder aus dem Alltag, die ganz bewusst ohne vorheriges Aufräumen, Geraderücken oder drapierte Blumendeko auskommen. Dafür hier und da Kabel und Klamotten, die irgendwo herumlagen oder hingen, offene Türen und freie Sicht auf alles, was zum Leben und Wohnen gehört.
Zum Schönen Wohnen. Mit Liebe zum Detail. Und vor allem Liebe zum Design.
Carolin studierte in Potsdam Produktdesign, entwarf 2011, noch zu Unizeiten, ihr erstes Möbelstück. Heute kann sie bereits auf eine ereignis- und erfolgreiche Zeit als Designerin zurückblicken. Ihre Entwürfe findet man inzwischen in vielen großen Magazinen und nächste Woche wieder beim Salone del Mobile in Mailand. In wenigen Tagen wird sie ihren Esstisch, die dazu gehörige Bank und einige andere Möbelstücke ihrer Wohnung auseinander bauen und in ihren VW-Bus packen. Carolins Möbel kommen ganz ohne Schrauben und Leim aus, die Steckverbindungen aus Holz sind mit wenigen Handgriffen gelöst.
Möbel müssen praktisch sein. Am besten, man kann sie mit wenig Aufwand zerlegen und transportieren. Vor allem sollten Möbel Sinn machen, funktionieren, aus qualitativ hochwertigen Materialien bestehen und schön sein.
Wer die diesjährige Mailänder Möbelmesse besucht, sollte sich den Showroom von Frau Caze im Palazzo Clerici anschauen. Letztes Jahr wurde das hochherrschaftliche Stadthaus fast komplett von HAY Design aus Kopenhagen bespielt. Dieses Jahr werden verschiedene Designer aus der ganzen Welt ihre neuesten Entwürfe dort ausstellen. Carolin wird sich einen 90 Quadratmeter großen Raum mit Heike Buchfelder (Leuchtendesign) und Mareike Lienau (Lyk Carpet) teilen. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
Aber zurück zu Carolins Berliner Wohnung. Sie dient der Designerin, die ursprünglich vom Bodensee kommt, zur Ideenfindung. Hier probiert sie Neues aus, testet ihre Entwürfe auf Alltagstauglichkeit, stellt und baut ständig um und entwickelt immer wieder Möbel, die sie selbst braucht. Gerade arbeitet sie an einem (schönen) ausziehbaren Wäscheständer, Küchenmodulen mit Fronten, die an Scheunentore erinnern und an Arbeitstischen, die höhenverstellbar und somit multifunktional einsetzbar sind. »Wir arbeiten zu viel im Sitzen«, sagte Carolin während meines Besuchs und zeigte mir den an einem Schulpult inspirierten Tisch und passendem Hocker im Schlafzimmer.
Carolins Prototypen stehen neben Erbstücken und Möbeln vom Flohmarkt oder Sperrmüll. Zusammen ergeben sie einen einzigartigen Mix. Einige würden es Berlin-Style nennen. Einen Wohn-Stil, der unbedingt roher, unverputzter Wände, alter Bodendielen, einer improvisierten Küche und eines einfachen Badezimmers bedarf. Auch Fundstücke sind wichtig für den Berlin Style. In Carolins Wohnung treffen zudem warme Naturfarben, viel Holz, Leinenstoffe, selbst gebaute Lampen, Improvisiertes und unendlich viele kleine Dinge, die sich im Laufe des Lebens angefunden haben, aufeinander. Sehr gemütlich und charmant. Frau Caze-Style.
Carolin liebt ihre Wohnung. Saubermachen und Haushalt gehört für sie zum Wohnen und Leben dazu. »Deshalb muss alles praktisch sein und am besten hängen«, verriet mir Carolin beim Kaffee. »How can I make life easier...« Und tatsächlich gibt es überall Regale, die mit Schnüren befestigt, an den Wänden zu schweben scheinen. Alte Bodendielen und Bretter eines Lattenrosts wurden kurzerhand zu Regalen up-gecycelt. Nachhaltig, wie auch Carolins Designmöbel, die in der Tischlerei von Anton Mohr im österreichischen Bregenzerwald produziert werden... Sehr schön, Frau Caze!