Galerie ChertLüdde – »Die Blüten von Berlin« im ehemaligen Dekorations- und Festartikelgeschäft Deko Behrendt
Über 70 Jahre war Deko Berendt in der Berliner Hauptstraße 18 DER Laden für Dekorations-, Scherz- und Festartikel und Kostüme. Es gab Regale und Schränke bis zur Decke, aufgeblasene rosa Flamingos und gruselige Masken, die von der Decke baumelten, künstliche Wimpern, Schminke, Perücken, Fake-Hundehaufen und Hochzeitspaare aus Plastik zur Verzierung der festlichen Torte. Durch die schmalen Gänge drängten sich die Kunden, unzählige VerkäuferInnen zauberten Dinge aus Schubladen und Fächern. Deko Behrendt war Kult.
Es heißt, der großartige Shop hätte die Coronazeit leider nicht überstanden und musste daher schließen.
Wie schön, dass nun die Galerie ChertLüdde ihren Standort von Kreuzberg an diesen besonderen Ort verlegt hat.
Im Eingangsbereich erinnert eine wandfüllende Schwarz-Weiß-Fotografie an den Vormieter. Originalstuck verziert die Decke. Ob der auch schon vorher zu sehen oder abgehängt war? Ich kann mich nicht erinnern, je nach oben geschaut zu haben. Zu viel gab es zu sehen, sobald man den Laden betrat. Im galerieeigenen Book Store werden Kunstbücher verkauft. Von der Decke baumeln Leuchten im Shrimps-Look aus zartrosa Kunststoff, frische Pfingstrosen stehen auf dem Verkaufstisch. Willkommen bei ChertLüdde.
Verteilt auf zwei Galeriebereiche und die dahinter liegende Bürofläche samt Bungalow Space für junge Künstler, wirken die Räume so ganz anders als zu Zeiten des Dekorationsgeschäfts. Die Wände strahlen in frischem Weiß, klares helles Licht lässt die ausgestellte Kunst perfekt zur Wirkung kommen. Lediglich die Fenster behalten ihren alten, vergilbten Anstrich – als Reminiszenz an vergangene Zeiten.
Mit der Ausstellung »Die Blüten von Berlin« beginnt in der Hauptstraße 18 eine neue Ära. Noch bis zum 21. Mai können dekorative und übernatürlich große Papierblumen von Petrit Halilaj & Alvaro Urbano bewundert werden. Aus den Tapetenrollen, die bei den Renovierungsarbeiten in den Galerieräumen gefunden wurden, erschafft das Künstlerpaar zudem wunderbare Bilder und Installationen und starken Farben, die kombiniert mit den Schwarz-Weiß-Fotografien von Annette Frick eine klug kuratierte Mischung ergeben. Die großen Vergissmeinnicht-Blüten schaffen die inhaltliche Brücke zu den Fotos der Berliner queeren Community der 1990er Jahre. Vergesst uns nicht, scheinen die Porträts von der Wand zu rufen. Vielleicht würden sie auch gerne erzählen, wie oft sie bei Deko Behrendt eingekauft haben, dem Paradies für Drag Queens und anderen LiebhaberInnen der Verkleidung und Dekoration. Sehenswert.
Wer mehr über die Galerie, die aktuelle Ausstellung oder die Künstler lesen möchte, besucht bitte die Webseite.
»Die Blüten von Berlin« Petrit Halilaj & Alvaro Urbano mit Annette Frick, 19. März bis 21. Mai 2022
ChertLüdde, Hauptstr. 18, 10827 Berlin, Tel.: +49 (0)30 355 120 54, Instagram & Facebook Geöffnet: Di – Sa von 12:00 – 18:00 Uhr