Dirndl & Lederhose – Atelierbesuch bei Katharina Schmidmayer am Chiemsee
Der Frühling ist da. Mit Sonne, Wärme und energiereichen Farben. Der Wechsel der Jahreszeiten ist etwas sehr Wertvolles und Schönes. Wie viel mehr können wir die kommenden Wochen und Monate schätzen, nachdem wir monatelang mit Kälte und oft verhangenem Himmel zu kämpfen hatten. Unsere Stimmung hängt ja leider zu oft davon ab, ob draußen der Himmel blau ist oder Wolken über uns hinweg ziehen.
»Der Tag beginnt mit dem Blick aus dem Fenster und ich frage mich, ob ich heute Kraft genug habe für das große Ganze oder ob ich in meinem kleinen Mikrokosmos nicht schon genug mit mir selber zu tun habe«, sagt die Künstlerin Katharina Schmidmayer bei unserem Besuch in ihrem Atelier und Werkraum am Chiemsee. Katharina ist gebürtige Rosenheimern, hat an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert und sich 2011 als freischaffende Künstlerin selbständig gemacht.
Sie malt fast jeden Tag, sofern sich das mit dem Familienleben mit zwei kleinen Kindern vereinen lässt. Wenn Katharina morgens ins Atelier kommt, fühlt sie zunächst in sich hinein und entscheidet dann, wie sie ihre kreative Energie umsetzen kann, verrät sie uns. Wir stehen in ihrem Atelier zwischen ihren meist großformatigen Bildern, die überall im Raum an den Wänden lehnen. An manchen Tagen malt sie an noch nicht ganz beendeten Werken weiter, mal erschafft sie ein Neues. Mal bessert sie aus, übermalt, mit kleinen Pinselstrichen, mal bringt sie Farbe in großen Schwüngen auf die Leinwand – eben je nach Stimmung, Himmelsfarbe und Wolkenfluss. Ihre liebsten Motive sind Dirndl und Lederhose. Bayerischer geht's nimmer.
Für mich stehen die Lederhosen und Dirndln als Form, als Symbol für Mann und Frau, für Ideale, Wertvorstellungen, Normen, Rollen, Muster... Und das eigentlich ganz allgemein. Es ist meine Formensprache, weil ich von hier bin. Ich versuche ganz allgemeine Themen zu veranschaulichen. Es geht um die Vorstellungen, die man versucht zu erfüllen, Werte zu leben, sich in der Welt der Strukturen, der Richtlinien zurechtzufinden. Die Muster zu entdecken die das Leben durchziehen und in die man selbst so verstrickt ist. Was bleibt von mir in dieser Welt? Die Zeit und Vergänglichkeit ist immer präsent. Formen lösen sich auf, Farben in unteren Schichten kommen zum Vorschein. Manches bleibt bestehen, hat Bestand, anderes wird übermalt. Ich glaube alles ist im stetigen Wandel.
Die meist großformatigen Bilder zeigen Männer und Frauen in Tracht. Wobei die Figuren ohne Gesichter daher kommen und auch die Oberkörper nur angedeutet werden. Erstaunlich – Denkt man sich diese ganz weg, bleibt ein recht abstraktes Gemälde von starker Farbe, Tiefe und Transparenz. Häufig liegt ein zarter, heller Schleier über den Motiven. Katharina erklärt warum. »Ein Schleier trennt die Figuren äußerlich von anderen. Dahinter sind sie miteinander vernetzt. Sie sind ein Teil davon, ein Ausschnitt, EIN Ausdruck des Großen Ganzen«. Die Künstlerin fragt immer wieder nach der eigenen Position in der Welt, im großen Netzwerk. Vorgegebene Strukturen, Werte und Traditionen können uns Halt geben. Oder engen sie uns ein?
Katharinas Bilder sind für mich eine Mischung von positiver Lebenseinstellung, Heimatverbundenheit und Liebe zu Farbe und Materialität. Die mit dem Spachtel und mit Pinseln auf Papier oder Leinwand aufgetragenen Acrylschichten wirken auf mich sehr geerdet und stark. Und wahnsinnig dekorativ sind die Bilder außerdem. Die Bayern bauen gerade häufig alte Stadl zu modernen und stylischen Häusern und Wohnungen um, sagt Katharina. Dort, an hohen Wänden und in großen Räumen kommen ihre Werke gut zur Geltung und setzen einen gekonnten Kontrast zu Holz, Beton und Designmöbeln. Zu Katharinas Kunden gehören nicht nur private Sammler und Liebhaber ihrer Kunst, sondern auch Hotels und andere Gewerbekunden. Mal sehen, ob ich nicht irgendwann mal Kunden berate, zu denen Dirndl & Lederhose von Katharina Schmidmayer passen könnten. So schee.
Atelier Katharina Schmidmayer, Im Gewerbegebiet 23, 83093 Bad Endorf, Tel: 08053 795754