Ein Architektenhaus am Capo Zafferano
Wenn man aus dem Fenster schaut, ist es kaum vorstellbar, dass wir vor zwei Wochen noch auf der Terrasse eines Ferienhauses bei Palermo saßen, milde, salzige Luft einatmeten und nicht genug davon bekamen, auf das Meer und den nicht enden wollenden Horizont zu schauen.
Vor einigen Wochen schrieb mir meine Freundin Nicola eine E-Mail: »Liebe Anne, ich war gerade auf Sizilien, in Bagheria nahe Palermo, in einer sensationellen Location. Die Lage ist phantastisch mit direktem Zugang zum Meer, das Haus ziemlich verrückt aus den Achtzigern und entsprechend eingerichtet. Das Ganze hat einen total persönlichen Charme, weil die Familiengeschichte so präsent ist mit persönlichen Fotos, Büchern, Hausbar… « Nicola schwärmte auch von der Architektur, den vielen Designmöbeln aus den 70er bis 90er Jahren, den großen Terrassen, dem Garten und von ihrer Begegnung mit Giacomo Barraja – dem Eigentümer und Vermieter der Villa. Giacomo erzählte Nicola von seinem Großvater, der in den 1970er Jahren das über 3000 Quadratmeter große Grundstück direkt am Meer erwarb. Sein Vater, der Architekt Armando Barraja, plante für diesen Ort direkt am großen Felsen des Capo Zafferano, drei architektonisch einzigartige Häuser für die Großfamilie. Eine der Villen gehört inzwischen Giacomo. Wir lernten ihn letzte Woche ebenfalls kennen. Denn Nicolas Berichten aus Sizilien folgte unserer spontane Anfrage für die »Seaside-Villa« in den Herbstferien. Das Haus war noch frei und wir buchten Flüge von Berlin nach Palermo.
An dieser Stelle knüpft unsere Urlaubsgeschichte an Nicolas an. Giacomo heißt uns in seinem Haus Willkommen, stellt uns seinen Vater Armando vor und erzählt die Geschichte der Familienvilla mit ungebrochener Begeisterung. Er liebt dieses Haus, in dem er als Kind (und bis heute) wunderbare Urlaubswochen verbringt. Früher war es für ihn selbstverständlich, hier den Sommer genießen zu dürfen, auf das Meer schauen und die Fischer bei ihrer Arbeit beobachten zu können. Selbstverständlich war für ihn auch die Architektur, die Fülle an Designobjekten, die aus der Firma seines Vaters stammten. Armando ist nicht nur ein begnadeter Architekt, sondern gründete in den 1970er Jahren auch eine Möbelfirma in Palermo, die Designklassiker verkaufte. Darunter wahre Design-Schätze, mit denen er auch die Ferienhäuser ausstattete. Den Marmortisch Samo, entworfen 1973 von Dino Gavina, gibt es nur ganz selten, erklärt Giacomo beim Rundgang durch das Haus und bittet uns, eine Tischdecke zum Schutz der unbehandelten Oberfläche zu benutzen…
Wir entdecken Stühle von Verner Panton und Marcel Breuer, den seltenen faltbaren Tisch Plana aus dem Hause Castelli, Leuchten von Kazuhide Takahama und Valerio Sacchetti, den genialen Raumteiler Infinito von Franco Albini von 1956/57 und Spiegel von Hiroyuki Toyoda. Der orangefarbene Hardoy Chair, besser bekannt als Butterfly Chair von 1939 wird zu meinem Lieblingsmotiv während unseres einwöchigen Aufenthalts in der Seaside Villa.
Wir lauschen Giacomos Ausführungen zu den Plänen des Hauses, den Gedanken und Vorstellungen seines Vaters und fühlen uns wie Studenten, die einer Design- und Architektur-Vorlesung beiwohnen. Super interessant und so detailreich, dass es zu viel würde, hier auf dem Blog darüber zu schreiben.
Giacomo wünscht sich Feriengäste, die sein Haus »verstehen«, es »leben« können. Auch wenn die Jahre nicht spurlos an der Villa vorbei gegangen sind, hier und da der Putz blättert und die salzige Luft den Metall-Oberflächen von Haus und Interieur Schaden zugefügt hat. Die Villa hat nicht nur unglaublichen Charme. Sie ist vor allem der pure Luxus, was Größe und Raum betrifft. 30 Meter lang ist die Terrasse zum Meer hinaus, die darunter liegende Terrasse ebenfalls, nur spiegelverkehrt. Das Haus ist vollkommen symmetrisch gebaut. Licht und Schatten spielen bei der Gestaltung eine große Rolle.
Es gibt zwei Brücken, die von der Terrasse zum hinteren Bereich des Hauses führen. Wir fühlen uns wie an Deck eines Schiffes, so nahe ist das Meer unter uns. Stufen führen hinunter zu zwei weiteren Etagen, die man ebenfalls mieten kann. Auch dort gibt es Terrassen. Ein Pfad führt hinunter zu den Felsen. Treppenstufen, gegossen in den 1980er Jahren erleichtern den Zugang zum Meer. Letzte Woche war es noch so warm, dass wir schwimmen gehen konnten. Über die Felsen kommt man leicht ins Wasser. Seeigel gibt es keine. Vom Wasser aus sehen wir die Villa, wie sie majestätisch am Hang thront, eins mit der Natur, der Felslandschaft.
Schaut Euch die Fotos an und denkt an Sonne, Wind und Wasser. An Sizilien. An selbstgekochte Pasta auf der Terrasse, an Vino und Birra mit Meerblick. Auf Ausflüge in umliegende urige Dörfer und die quirlige Stadt Palermo. So schön.
Die Seaside Villa könnt Ihr mieten. Sie bietet Platz für 8 Personen. Bei Interesse meldet Euch gerne unter giacomo.barraja@gmail.com oder schaut auf der Airbnb-Seite vorbei.