Studio Berg – Atelierbesuch bei Friederike Delius in Berlin Neukölln
Novembersonne – Wie sehr ich sie auch mag, zum Fotografieren ist sie nicht ideal. Zu stark ist das Licht, zu vehement. Kontraste entstehen und Schatten, die nicht optimal sind. Und dann plötzlich landen die Strahlen auf einem Objekt, das für einen kurzen Moment im Scheinwerferlicht zu stehen scheint. Es beginnt zu leuchten, buhlt um Aufmerksamkeit. Denn CANDY ist nicht das einzige schöne Ding hier im Berliner Atelier von Friederike Delius. Der Beistelltisch aus Glas mit seinen an Zuckerstangen und Lollies erinnernden bunten Streifen, ist zwar besonders begehrenswert, weil haptisch und optisch genial, aber ja, es gibt noch andere Design- und Kunstobjekte von Studio Berg, die wegen ihrer Form, Farbe und Materialien in Erinnerung bleiben.
Seit dem Kunststudium in Düsseldorf und dem Abschluss in Produktdesign in Berlin arbeitet Friederike Delius an der Schnittstelle von Kunst und Design.
»Ich liebe Formen. Manchmal habe ich Ideen über mehrere Jahre im Kopf bis ich sie endlich handwerklich umsetze oder mir kleine Handwerksbetriebe suche, die bei der Herstellung helfen«, erzählt Friederike beim Kaffee. »Bereits in meinem letzten Semester an der UdK entstand die erste Idee für das Stapelgeschirr. Das war 2013. Viereckige Formen sind bis heute eine echte Herausforderung«, sagt die Designerin und beschreibt wie schwer es sei, die Formen so hinzubekommen, dass ein Objekt exakt auf das andere passe.
Friederike gerät beim Erzählen ins Schwärmen. Sie hätte nicht nur viel Spaß bei der Arbeit, sondern diese Freude stecke in allen ihren Produkten. CANDY & Co sollen überraschen und gute Laune machen. »Wie schön wäre es, wenn es Objekte wären, die jeder haben könnte«, sagt Friederike und weiß, dass dieser Wunsch nicht leicht umsetzbar ist. Wer in kleinen Stückzahlen produziert und damit in Konkurrenz zur Massenproduktion tritt, wird zwangsläufig exklusiv bleiben und nur die Kunden erreichen, die Qualität (in Material und Produktionsweise) und Einzigartigkeit zu schätzen wissen.
Im Berliner Atelier dreht Friederike Ton auf der Scheibe oder gießt ihn in selbst entwickelte Formen. In zwei Brennöfen werden Vasen, Geschirr und Dekoobjekte gebrannt, die anschließend mit sehr unterschiedlichen Glasuren überzogen und so zu Unikaten werden. Die Keramikserie KNSTRKT erinnert an Bausteine aus der Kindheit, die man immer wieder anders zusammensetzen und stapeln möchte. Für die MERINGUES, (Zucker)Dosen in Baiserform, entwickelt Friederike eine Glasur, die so täuschend echt aussieht, dass man gerne hineinbeißen möchte. Im Atelier gibt es einen barock anmutenden Spiegel, umrahmt von schwarzen Keramikschnüren, die aussehen wie Lakritz, LIQUORICE, und einen anderen, dessen Glasrahmen ein aufgebogener Candy Cane sein könnte. Sweet. Neben Entwürfen aus Ton und Glas entwirft sie einen faltbaren »Stummen Diener« aus Metall, der gleichzeitig Haushaltgegenstand und Wandobjekt ist. Die FOLDWORK Serie wird in einer Kunstschmiede in Bernau produziert. Die Variante aus Messing ist mein absoluter Favorit.
Friederike gehört dem Berliner Design Collective Matter of Course, einem Zusammenschluss von elf Designerinnen, an. Ich durfte einige der Kreativen auf der diesjährigen Mailänder Design Week im Juni kennenlernen. Ihre gemeinsame Ausstellung »Ich und Du« war mehr als inspirierend. Der erste öffentliche Auftritt von CANDY & Co beeindruckte mich so sehr, dass ein Besuch im Studio Berg nun die logische Folgerung war. Schön.
Studio Berg, Weltall 2.OG, Eingang, am Haus rechts, Schmalenbachstrasse 13, 12057 Berlin, Tel: +49 176 23 76 96 38 & Instagram
Termine nach Vereinbarung