Kreuzberger Himmel – Feine syrische Küche in der Berliner Yorckstraße
Einer dieser schönen Berliner Sommerabende. Das Thermometer zeigt noch 26 Grad, die Stadt scheint von der Hitze ein wenig gelähmt, aber gut gelaunt. In den Straßen tobt das Leben – Feierabend, die Tagwerke sind vollbracht, endlich ist es nicht mehr so heiß. Auf dem breiten Bürgersteig an der Yorckstraße sitzen die Gäste vor dem Restaurant Kreuzberger Himmel, genießen kühle Getränke und essen gemeinsam von großen Tellern. Fladenbrote werden in Humus gedippt, Baba Ganoush, Fatoush und Mnasale herum gereicht und sich über Huhn in Joghurtsauce, Auberginen mit Minze, Granatapfel und Nüsse, Kichererbsen, Koriander und die vielen exotischen Gewürze gefreut. Bei diesen Temperaturen genau die richtigen Speisen. Frisch, leicht und fein. Syrische Küche unter dem Berliner Sommerhimmel.
Gutes Essen ist wie Liebe
»Gutes Essen ist wie Liebe«, steht auf der Speisekarte des Restaurants Kreuzberger Himmel, das im Januar in Räumen der St. Bonifatius-Gemeinde in der Yorckstraße eröffnete. Liebe gibt's dort reichlich. Ganz oben stehen Herzlichkeit, Dankbarkeit, Gastfreundschaft. Hier wird mit Hingabe gekocht, bedient, dem Gast Gutes getan. Ein Restaurant, betrieben von Geflüchteten.
In der Küche kredenzen Othman Achiti und Nour Aldeen Köstlichkeiten. Professionelle Köche, die in ihrer Heimat großen Küchenteams vorstanden, und hier in Deutschland lediglich als Küchenhilfen eingestellt werden können, erklärt Andreas Toelke, Vorstand des 2015 gegründeten Vereins »Be an Angel e.V«, der sich für die Integration von Flüchtlingen einsetzt und vor einigen Monaten das Restaurant (samt Catering Service) ins Leben rief. Geflüchtete müssen Abschlüsse nachweisen, Zeugnisse vorlegen, und wenn diese nicht vorliegen, bei der IHK entsprechende Prüfungen ablegen. In Deutsch. Vorschriften, die die Integration nicht unbedingt einfacher machen.
Dass Othman und Nour Profis sind, sieht und schmeckt man. In den Gerichten steckt Kreativität, Können – und Liebe. Das Restaurant hat 60 Plätze, der Laden wird täglich voller. Auch das wuppen die Küchenchefs höchst professionell.
Mit dem Kreuzberger Himmel wollen Andreas Tölke und sein Team etwas von der Gastfreundschaft zurückgeben, die die Geflüchteten hier in Deutschland bisher erfahren haben. Essen verbindet über sprachliche, kulturelle und politische Barrieren hinweg. Insgesamt 14 Angestellte aus vier Nationen beschäftigt das Restaurant inzwischen. Auch Sprachkurse werden im Kreuzberger Himmel absolviert. Am besten lernt sich's eben im echten Leben. Wenn sich auf Augenhöhe begegnet und Menschen eine Aufgabe gegeben wird, der sie selbständig nachgehen können.
Andreas Tölke bringt ebenfalls die Liebe mit ins Spiel. Ehemals Vollblut-Journalist und Lifestyle-Botschafter, verschrieb er sich seit 2015 voll und ganz der Flüchtlingshilfe. Zunächst stellte er sein Gästezimmer Geflüchteten zur Verfügung, machte in seinem Freundeskreis Werbung dafür, es ihm gleich zu tun und bald darauf gründete er »Be an Angel«. Sein Netzwerk ist groß, sein stetes Engagement noch größer. Mit dem Kreuzberger Himmel zeigt er, wie Integration funktionieren kann.
Für die Gestaltung des Restaurants konnte Interior Designerin und Be an Angel-Vereinsmitglied Tatjana Sprick gewonnen werden Zusammen mit namhaften (Design)Firmen wie Bocci, JOHANENLIES, Rex Kralj, made.com, Rosenthal, Atelier Haussmann oder Utopia & Utility, die für das Projekt Möbel und Accessoires zur Verfügung stellten, entstand ein sehr ansprechendes und schönes Konzept. Vor dem großen Bild an der Wand (Camera Work) bleiben jedoch fast alle Gäste stehen und legen die Stirn in Falten. Wo wurde das Foto aufgenommen? Andreas Tölke schmunzelt und lüftet das Geheimnis: »Das ist ein Motiv aus Versailles! Ehrlichgesagt haben wir das Bild passend zur Wandfarbe ausgesucht...«. Himmlisch!
Kreuzberger Himmel, Yorckstr. 89, 10965 Berlin, Tel: +49 (0)171 785 89 39 und auf Facebook
Geöffnet Di – So von 17.00 bis 24.00 Uhr, Sa & So ab 10.00 Uhr auch Frühstück