Design & Altbaucharme in Schöneberg – Zum Kaffee bei Tatjana Sprick
Immer wieder eine der schönsten Unterbrechungen vom Alltag und ein großer Luxus ist für mich, am helllichten Tag bei lieben Menschen zu Hause an einem Tisch zu sitzen und Kaffee zu trinken. Das können alte Freunde sein oder auch jemand, den man zum ersten Mal in seinem Leben trifft. So wie Tatjana Sprick.
Von ihr wusste ich bisher nur, dass sie das Interior Design des Kreuzberger Himmels entwickelt hat. Chris Glass, ein gemeinsamer Freund und Inhaber das aptm Berlin vernetzte uns miteinander und verriet, Tatjana wohne in einer wundervollen Wohnung, die mir sicher gefallen würde...
So kam es, dass ich letzte Woche an Tatjanas langem Ess- und Arbeitstisch mit frischen Mini-Croissants vom Franzosen und duftendem Kaffee bewirtet wurde. Ein Treffen, so beeindruckend wie Tatjana, ihre Wohnung und die damit verbundenen Geschichten, Dinge, Namen, Orte und Zeiten, die durch den Raum schwirrten. Meine Gastgeberin, stellte sich heraus, ist ein wahres (kreatives) Multitalent. Das Einrichten des Kreuzberger Himmels machte sie »nur« nebenbei. Um sich zu engagieren, um Andreas Toelke zu helfen, sein von Flüchtlingen betriebenes Restaurant schön zu gestalten. Dafür setzte sie alle Hebel in Bewegung, nutzte Kontakte zu Designern und Marken, die sie als Brand Relation Manager des aptm Berlin bereits kannte, brachte Menschen zusammen und freute sich, dass ihre Bemühungen zum Erfolg führten. Tatjana mag es, Projekte ins Leben zu rufen, die nicht unbedingt einen kommerziellen Hintergrund haben müssen. Netzwerken, und im besten Falle das fehlende Puzzlestück zu finden – ihre liebsten Aufgaben.
Aber eigentlich kommt Tatjana aus dem Handwerk. Ursprünglich Maßschneiderin, erlernte sie noch die Schnitttechniken der Haute Couture, lebte in Paris, New York, Rom, brachte eigene Kollektionen heraus, arbeitete in der Modebranche, und landete schließlich beim Setdesign. In Marokko war sie über Monate mit der Ausstattung einer Bibelverfilmung tätig. Auch Unternehmerin kann« Tatjana. Sie war Mitgründerin einiger Firmen, unter anderem von L'ArcoBaleno, einer E-Commerce-Seite für »Collectable Design«, die später von Pamono übernommen wurde. Heute gehört Tatjana dem Operations-Team des deutschen Fashion Council an, arbeitet mit Chris Glass für das aptm Berlin, schiebt immer wieder neue Projekte im kreativen Bereich an und lebt seit einigen Jahren fest in Berlin.
»Früher bin ich alle zwei Jahre umgezogen«, verrät mir Tatjana und ist froh, endlich angekommen zu sein. In ihrer Wohnung fühlt sie sich zu Hause. Hier versammelt sie all' die Dinge um sich, die im Laufe ihres Lebens zu ihr gefunden haben. Kleine Dinge, wie ein indischer Holzhund auf Rollen, der heute als Türstopper dient, Geschirr, das sie sich aus Marokko nach Hause schickte (50 kg!) und heute im offenen Küchenregal steht, schöne Gläser, Keramik und Porzellan aufstrebender Designer und Künstler, wie Eyal Burstein, Nacho Carbonell oder Fotokunst, unter anderem von Martin Mulder oder Robert van der Hilst (Photo Edition Berlin). Farben sind Tatjana sehr wichtig. Räume, in die eher wenig Licht fällt, wurden in dunklen Tönen gestrichen. Die Küche in dunklem Grün gestaltet, der Flur in Lila, das Schlafzimmer in hellem Blau – Jeder Raum hat seine eigene (Be)Stimmung. Im Wohnzimmer geht es gemütlich zu, am extralangen Tisch nebenan versammelt Tatjana am liebsten täglich Gäste. Das Berliner Designlabel Llot Llov erhielt deshalb die Aufgabe, einen schmalen Tisch zu gestalten. Damit die Menschen näher beieinander sitzen können und die Kommunikation leichter fällt.
Stimmt. Sicher hätten auch wir stundenlang weiter reden können. Über Design, Kunst, Menschen, das Reisen, die Neugier und das Leben im Allgemeinen. »Wer rastet, der rostet«, sagte Tatjana und lächelte.