Tiny Interior Projekt – Das TITO Tiny Townhouse von Luise Loué
Auf dem Gelände des Berliner Bauhaus-Archivs/Museum für Gestaltung, stehen noch bis zum 3. März 2018 kleine Mini-Häuser auf Rädern – sogenannte Tiny Houses. Während der letzten 12 Monate dachten Architekten, Gestalter und Geflüchtete auf dem Museumshof im Rahmen der Tinyhouse University über neue Wege in der Bildungs- und Baukultur nach. Auf dem Bauhaus Campus Berlin wurde gemeinsam studiert, gebaut und gelebt. Es fanden Workshops statt, um Ideen rund um das Wohnen in der Zukunft zu entwickeln und man experimentierte mit neuen Tiny Häusern. Die Projekte konnten mit Hilfe von freiwilligen Helfern umgesetzt werden. So zum Beispiel die Erstellung von drei Häusern, entworfen von Van Bo Le Mentzel, Architekt und Kurator des einjährigen Projektraums auf dem Bauhaus-Gelände.
Noch gibt es die Möglichkeit, die Tiny House Design School, eine Schule auf Rädern, der Tiny Temple, ein alternatives Miet-WC und das TITO Tiny Town House, das erste Reihenhaus Deutschlands auf Rädern, auf dem Museumshof zu besichtigen.
Das TITO, ein etwa 10 Quadratmeter großes und auf einen PKW-Anhänger montiertes Haus, gehört Luise Loué. Schon lange beschäftigte sich die Bayerin mit dem Thema Wohnen und Leben auf kleinem Raum. Was braucht’s zum Leben, Lieben, und glücklich sein? Auf der Facebookseite der Tinyhouse University bewarb sich Luise, die in München ein Museum der Liebesobjekte (mit einer großartigen Sammlung einzigartiger Liebesbeweise) betreibt, um das TITO. Gesucht wurde jemand, der den Prototyp des Tiny Reihenhauses finanzieren und mit sich mit Herzblut für das Projekt einsetzen würde. Im Spätsommer 2017 bekam Luise den Zuschlag und wurde plötzlich zur Hausbesitzerin. Vielleicht könne sie später Exponate ihrer Ausstellung im TITO zeigen oder ein Artists in Residence Programm ins Leben rufen, träumte Luise. Das TITO kann im öffentlichen Raum geparkt und genutzt werden. Der Anhänger hat eine PKW-Zulassung und das Haus die Außenmaße eines großen Autos.
Der Rohbau des TITO entstand im Rahmen eines Workshops im Berliner Umland unter der Leitung von Kay Andrees und freiwilligen Helfern. Der Baukurs, der an zwei Wochenenden stattfand, wurde von der Tiny House Design School initiiert, einer Initiative der Tinyhouse University, Bilder der Zukunft e.V. und der IKEA Stiftung. Auf dem Bauhaus Campus arbeiteten später Kay Lindenblatt, Joan Schmidt und weitere Tiny House Liebhaber am TITO. Zu diesem Zeitpunkt meldete sich Luise über die Plattform HOUZZ bei mir.
Sie suche jemanden, der mit ihr das Interior Konzept für das TITO entwickeln könne. Wir trafen uns im Oktober 2017 im Café des Bauhaus Archivs. Luise stellte sich das TITO als gemütliches Haus mit »wenig darin« vor. Sie wolle auch kein Bad. Es würde in Zukunft immer irgendwo stehen, wo man Zugang zu einem WC oder einer Dusche hätte, sagte Luise.
Wir entwickelten gemeinsam ein kleines feines Einrichtungskonzept. Das TITO wurde zum »Liebesobjekt« erklärt. Ein Liebesbeweis an ihre Heimat Oberbayern mit Farben, die an den bayerischen blauen Himmel, die grünen Wiesen, die satte Erde, und die gute Stube erinnern. Nur einer Almhütte dürfe das Haus nicht ähneln, bat Luise.
Seit letzter Woche ist das TITO fertig. Die Wände erhielten einen Kassettenlook, um die vielen Fugen und Schrauben der Holzverkleidung zu verstecken. Wir konnten den englischen Farbenhersteller Farrow & Ball als Sponsor gewinnen. Dank der vielen Freiwilligen erhielten Wände, Decke, Schlafetage, Einbauten und sogar die Leiter einen Anstrich mit den feinen Farben. Ein Tresen wurde gezimmert. Der bayerische »Stammtisch«. Hier kann an klappbaren Barhockern gearbeitet, gegessen und getrunken werden. Die Sitzflächen wurden ebenfalls in »Cooking Apple Green« von Farrow & Ball getaucht.
Das kleine rostrote Samtsofa passt perfekt zu den Pendelleuchten von VLO Design. Über die Kanadierin Clémence Grieco berichtete ich hier bereits und erzählte von den schönen Lampen aus gebrauchten Materialien. Für Gemütlichkeit sorgen Kissen, Decken, ein kuscheliger Teppich und einige Wohnaccessoires von Urbanara. Sie passen wunderbar zu den sanften Wandfarben und den Pendelleuchten von VLO Design. Die kleine Lampe mit Marmorfuß kommt ebenfalls von Urbanara.
An der Fassade leuchtet die Neonschrift »Liebesobjekt« der Berliner Firma Neonbär.
Die mobile Küche auf Rädern bietet Platz für einen Kühlschrank, eine Kochplatte und viele Utensilien, die in den Regalen untergebracht werden können. Dreht man das Küchenmodul um, fungiert es als Raumteiler. Im vorderen Bereich des TITO entsteht ein kleiner Raum, der unabhängig vom hinteren Teil des Hauses genutzt werden kann.
Der klappbare »Staatssekretär« des Berliner Designlabels Ambivalenz wird im Handumdrehen zur Ausstellungsfläche für Exponate. Die platzsparenden Möbel des Berliner Designlabels eignen sich wunderbar, um kleine Räume einzurichten. Ein Klappstuhl aus dem Sortiment ergänzt das Interiorkonzept, ist aber auf den Fotos nicht zu sehen.
Luises Liebesobjekt wird Berlin bald in Richtung Bayern verlassen. Die Stadt München bot ihr einen Stellplatz in der Innenstadt an. Dort wird Luise Teile ihrer Ausstellung zeigen und vielleicht sogar mit ihrem Kabarett-Program auftreten. Ein Artist in Residence-Programm ist ebenfalls in Planung. Vieles ist möglich auf kleinem Raum. Und eins ist sicher – das TITO wird überall für Aufmerksamkeit sorgen...
VORHER
Als ich Luise und ihr Tiny House kennenlernte, war Tischler Kai Lindenblatt noch damit beschäftigt, das Haus zu dämmen, eine Verkleidung im Innenraum anzubringen und die Hochebene zu bauen. Der Rohbau stand, der Einbau der Fenster noch lange nicht in Sicht.
Luise und Van Bo luden zu mehreren Baupartys auf den Campus ein. Zu diesen Terminen kamen viele freiwillige HelferInnen. Gemeinsam wurde abgeklebt, angeschliffen, gespachtelt, lackiert und die letzten Einbauten gezimmert.